Neuseeland Außer den beiden durch die Cookstraße voneinander getrennten Hauptinseln gehört zu Neuseeland eine Reihe kleiner, schwach besiedelter und weit verstreuter Inseln: die Tokelau-, Stewart-, Chatham-, Kermadec-, Campbell-, Antipoden-, Three-Kings-, Auckland-, Bounty-, Snares- und Solanderinseln mit zusammen rund 3500 km2 und 2000 Einwohnern. Ferner beansprucht es das Gebiet der Ross Dependency in der Antarktis.
Landesnatur
Beide Hauptinseln sind gebirgig. Die kleinere Nordinsel weist noch einen lebhaften Vulkanismus und einzelne Höhen über 2500.m auf (Ruapehu 2797 m), während die Südinsel in den teilweise vergletscherten Neuseeländischen Alpen bis 3764 m (Mt. Cook ) aufsteigt. Ihnen ist östlich ein fruchtbares Hügel- und Flachland vorgelagert. Vom subtropischen Norden abgesehen, ist das Klima warmgemäßigt und an der Westküste sehr feucht, im Süden z. T. recht rau. In den unzugänglichen Gebieten wird Neuseeland meist von Nadelwäldern eingenommen; dort finden sich noch viele endemische Pflanzen- und Tierarten (u. a. der Kiwi).
Bevölkerung
Die überwiegend evangelische Bevölkerung ist bis auf 294 000 Maori (polynesische Ureinwohner) weiß (91%) und vorwiegend britischer Herkunft. Drei Viertel leben auf der Nordinsel. Etwa 84% der Bevölkerung wohnen in den Städten .
Wirtschaft und
Verkehr
Rund die Hälfte der Landesfläche sind Weiden; der beherrschende Wirtschaftszweig ist die Viehzucht und die auf ihr beruhende Verarbeitungsindustrie; Wolle, Fleisch, Butter, Käse u. a. Viehzuchtprodukte werden exportiert. Angebaut werden Weizen, Hafer, Gerste, Flachs, Obst. An Bodenschätzen haben Erdgas, Braun- und Steinkohle sowie Steine und Erden Bedeutung für die Eigenversorgung. Die Industrie (Nahrungsmittel-, Textil-, Holzindustrie) ist auf die Nordinsel konzentriert. Das Verkehrsnetz (3900 km Eisenbahn, 94 000 km Straßen) ist gut entwickelt, ein geschlossenes Eisenbahnnetz gibt es jedoch nur auf der Nordinsel. Neuseeland ist im hohen Maß auf den Seeverkehr angewiesen, um Handel mit den weit entfernt liegenden Partnern (Japan, Australien, USA) treiben zu können. Die wichtigsten Häfen sind Auckland , Wellington und Lyttelton. Das Binnenflugnetz ist stark entwickelt (auch Frachtverkehr).
Geschichte
1642 entdeckte Abel Janszoon Tasman Neuseeland; die Küsten des Landes wurden 1769-1777 von dem Engländer James Cook erforscht. Ende des 18. Jahrhunderts begann die Besiedlung durch Weiße. Die Engländer erwarben 1840 durch den Waitangi-Vertrag mit den eingeborenen Maori das Besitzrecht. 1852 garantierten sie den Siedlern Selbstregierung. Der Aufstand der Maori 1861-1871 führte zu einer Dezimierung der Eingeborenen. 1890-1912 regierte die Liberal Party. 1907 erhielt die Insel den Dominionstatus. Neuseeland nahm an beiden Weltkriegen auf britischer Seite teil. 1947 akzeptierte das Land das Statut von Westminster. Damit wurde die Unabhängigkeit im Rahmen des Commonwealth bestätigt. 1951 trat Neuseeland dem ANZUS-Pakt, 1954 der SEATO bei. 1962 wurde Westsamoa die Unabhängigkeit gewährt. 1972 vollzog Neuseeland den Austritt aus der SEATO und den Abzug seiner Truppen aus Indochina. Die Antinuklearpolitik der Labour-Regierung (seit 1984) unter Premierminister D. Lange führte 1986 zur Suspendierung der Mitgliedschaft Neuseelands im ANZUS-Pakt. 1987 gewann die Labour Party erneut die Wahlen. Nach dem Rücktritt Langes wurde 1989 G. Palmer Premierminister. Die Wahlen 1990 und 1993 gewann die National Party. Die seit Ende der 1980er Jahre eingeleiteten Wirtschaftsreformen bescherten Neuseeland ein enormes ökonomisches Wachstum. Damit war allerdings eine Abnahme der sozialen Sicherheit verbunden. Die 1996 erstmals nach dem Verhältniswahlrecht durchgeführten Parlamentswahlen brachten keine eindeutige Mehrheit. J. Bolger, seit 1990 Premierminister, bildete eine Koalitionsregierung mit der New Zealand First Party. 1997 verlor Bolger das Vertrauen seiner Partei und trat zurück. Seine Nachfolgerin als Premierministerin wurde J. Shipley. Aufgrund eines Streits über den Verkauf des Regierungsanteils am Flughafen von Wellington wurde die Koalition zwischen National Party und New Zealand First Party 1998 beendet. Die National Party blieb unter der Führung J. Shipleys nun alleinige Regierungspartei. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der neoliberalen Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik begünstigte 1999 den Wahlsieg der Labour Party. H. Clark wurde neue Premierministerin an der Spitze einer Koalition aus Labour Party und Alliance Party.
Politik
Neuseeland ist eine parlamentarische Monarchie im Commonwealth. Das Land besitzt keine geschriebene Verfassung. Das politische System orientiert sich an der Tradition der britischen Demokratie: im Regierungssystem Vorherrschaft des Parlaments, Verantwortlichkeit des regierenden Kabinetts allein dem Parlament gegenüber, parteipolitische Neutralität der Krone (vertreten durch einen neuseeländischen Generalgouverneur), fallweises Verfassungsrecht durch Einzelgesetze. Nur das Wahlrecht weicht seit 1996 vom britischen Vorbild ab. Mehrheits- und Verhältniswahlsystem sind verknüpft.
Gouverneur und Kabinett unter dem Vorsitz des Premierministers bilden den Exekutivrat.
Das Parlament besteht aus einer Kammer mit derzeit 120 auf 3 Jahre gewählten Mitgliedern. Mindestens 3 Sitze sind den Maori vorbehalten. Wichtigste Parteien sind die sozialdemokratisch ausgerichtete Labour Party, die liberal-konservative National Party, die linke Alliance Party sowie die populistische New Zealand First Party, die vor allem unter den Maori große Unterstützung findet.
Quelle:Das Grosse Bertelsmann Lexikon 2001